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"De Kneipp-Doktors" Tefert und Tavenkorn machten Kneipp in Bocholt populär

Im Jahre 1902 brachten zwei aus Bayern stammende Handwerksmeister die damals bahnbrechenden Erkenntnisse des Gesundheitspfarrers aus Wörishofen mit nach Bocholt und riefen damit die Gründung der Ortsgruppe ins Leben.

Wann genau Johann Tefert aus Bocholt und Rektor Tavenkorn aus Suderwick/Werth dem Verein beitraten, lässt sich nicht mehr sagen. Mit der Zeit werden sie so populär, dass sie im Volksmund den Beinamen „de Kneipp – Doktors“ erhielten.

Schwerpunkte der damaligen Vereinsarbeit waren Wasserheilkunde, Pflanzenheilkunde, Kräuterwanderungen und Bewegungstherapie. Für die geselligen Stunden sorgten damals die Theater-und Musikgruppe, die dem Verein angeschlossen waren. Dieses Konzept kam so gut an, dass der Kneipp–Verein Bocholt in seinen Anfängen einer der größten Kneipp-Vereine in Deutschland wurde.

Das änderte sich ganz gewaltig in der Zeit zwischen 1933 und 1945. Wie bei allen anderen Vereinen auch, kam das Vereinsleben fast zum völligen Stillstand, die Mitglieder schwanden, sämtliche Unterlagen wurden vernichtet. Nach dem Krieg war vom Bocholter Kneipp-Verein im Prinzip nichts mehr übrig. In den Nachkriegsjahren hatten die Menschen weiß Gott andere Sorgen, als sich um ihre Gesundheitsvorsorge zu kümmern.

Seit Anfang der 80er Jahre entwickelte sich in großen Kreisen der Bevölkerung ein neues Gesundheits- und Umweltbewusstsein. Worte wie „Bio“ und „Öko“ werden in diesem Zusammenhang populär. Hinzu kam, dass die medizinische Forschung immer mehr den Zusammenhang zwischen Zivilisationskrankheiten und der modernen (ungesunden) Lebensweise erkannte.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde also wissenschaftlich belegt, was Sebastian Kneipp im 19. Jahrhundert schon propagiert hat. Dieses neue Bewusstsein kam der Kneipp-Bewegung zugute und entgegen. Immer mehr Menschen erkannten den Zusammenhang zwischen Gesundheit, Wohlbefinden und der Lebensweise und waren auch bereit, etwas für sich zu tun.

Das die 80er Jahre für den Verein sehr erfolgreich waren, lässt sich z.B. ablesen an einem Schreiben vom Kneipp-Bund Wörishofen an den damaligen Vorsitzenden Alfred Unland. In diesem Schreiben von 1983 bescheinigt der Kneipp-Bund dem Bocholter Verein ein „abwechslungsreiches und interessantes Programm“ und fügt hinzu, dass „das ansprechende gestaltete Heft und ihr Vereinsleben auch anderen Vereinen gute Anregungen geben könnten“. In der Bevölkerung wurde der Kneipp-Verein immer bekannter durch die Durchführung von Vorträgen mit namhaften und qualifizierten Referenten oder auch die „Gesundheitstage“, die bereits 1986 im Rathaus stattfanden.

Ein äußeres Zeichen des Aufblühens der Bocholter Bewegung ist sicherlich die Errichtung der Kneippanlage am Rodelberg (1987) und eine zweite Kneippanlage (1994) folgte im Klostergarten Guter Hirte.

Der Verein hatte im hundertsten Vereinsjahr (Mai 2002) fast 850 Mitglieder. Das Programmheft umfasst ein interessantes und abwechslungsreiches Angebot für alle Altersklassen. Fahrten und Reisen können im eigenen Kleinbus nebst Fahrradanhänger durchgeführt werden. Im Jubiläumsjahr wurde im Mai 2002 der Neubau am Aasee eingeweiht. Im Dezember 2009 zählt der Kneippverein ca. 2000 Mitglieder.